Remote Recruiting

HR-Wissen für die Praxis

Remote Recruiting

Inhaltsverzeichnis

  • Was ist Remote Recruiting?
  • Warum Remote Recruiting?
  • Wie funktioniert Remote Recruiting?
  • Tools für Remote Recruiting
  • Best Practices
  • Herausforderungen von Remote Recruiting

Was ist Remote Recruiting?

Der Begriff Remote Recruiting fand mit der Corona-Pandemie und dem Gebot zu räumlicher Distanz Eingang in den Sprachgebrauch. Recruiter, die im Homeoffice arbeiten und Bewerber nicht mehr zum Jobinterview ins Unternehmen einladen können, setzen auf digitale Alternativen. Mit Hilfe von Videointerviews und anderen Tools überprüfen sie, welche Kandidaten zum Unternehmen passen.


Warum Remote Recruiting?

Die Corona-Pandemie hat erhebliche Auswirkungen für die Personalsuche mit sich gebracht. Wie eine Umfrage der Karriereplattform Jobteaser unter 237 HR- und Recruiting-Verantwortlichen ergab, hat fast ein Viertel der Unternehmen das Recruitingbudget bis auf Weiteres eingefroren und ein Drittel der Firmen kürzte die Mittel für Neueinstellungen. Auf der anderen Seite gibt es zahlreiche Unternehmen, die in dieser Zeit deutlich mehr Personal benötigten, insbesondere im Lebensmittel-Einzelhandel, der Logistik und dem Gesundheitswesen. Aber auch IT-Unternehmen und Beratungen rekrutieren verstärkt, wie eine Umfrage des Institute of Competitive Recruiting ermittelte.

Um die nötige räumliche Distanz wahren zu können, setzen viele Personaler auf Remote Recruiting. Als Definition von Remote Recruiting hat sich analog zu Remote Work (der ortsunabhängigen Arbeit) und Remote HR (der ortsunabhängigen Personalarbeit) die virtuelle, ortsunabhängige Personalsuche etabliert. Mit Hilfe digitaler Instrumente führen die Recruiter Jobinterviews, überprüfen die fachlichen und sozialen Kompetenzen der Bewerber und checken ihre kulturelle Fitness.

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Wie funktioniert Remote Recruiting?

Die Digitalisierung der Personalarbeit und die zunehmende Verbreitung von New Work in den Unternehmen haben die technologische und ideelle Basis für Remote Recruiting geschaffen: In vielen Fällen ist es nicht mehr nötig, dass sich Recruiter und Bewerber in einem Raum gegenübersitzen. Das gegenseitige Kennenlernen kann auch über zahlreiche Tools erfolgen. Auch die Fachvorgesetzten und zukünftigen Kollegen können in den digitalen Auswahlprozess einbezogen werden.


Tools für Remote Recruiting

Für Remote Recruiting können verschiedene Tools für Videointerviews, Online-Assessments und Online-Auswahltests eingesetzt werden. Aber auch das Bewerbermanagement-System bietet Unterstützung für das Recruiting ohne persönlichen Kontakt.

  • Video-Bewerbungsbespräche: Vorstellungsgespräche können über bereits vorhandene Videokonferenz-Tools wie Skype, Webex, Go To Meeting, Zoom oder Microsoft Teams durchgeführt werden. Vor dem Einsatz sollte sich das Unternehmen allerdings darüber informieren, inwiefern Datenschutz und Datensicherheit gewährleistet werden.
  • Zeitversetzte Videointerviews: Einige Anbieter wie Viasto haben sich auf zeitversetzte Videointerviews spezialisiert. Hierbei bekommen die Kandidaten Fragen zugesandt, die sie in einer vorgegebenen Zeit vor der Kamera beantworten sollen. Durch die standardisierten Fragen soll eine bessere Vergleichbarkeit ermöglicht werden. Zudem können mehrere Unternehmensvertreter die Videos hintereinander ansehen. Bei diesem System fallen jedoch zwischenmenschliche Aspekte durchs Raster. Auch Rückfragen der Bewerber sind nicht möglich.
  • Online-Assessments: Schon vor der Corona-Krise haben immer mehr Unternehmen Online-Assessments zur Bewerber-Vorauswahl eingesetzt. Ähnlich wie bei einem traditionellen Assessment Center werden die fachlichen und sozialen Kompetenzen der Kandidaten überprüft, zum Einsatz kommen verschiedene digitale Übungen und Tests. Ein Online-Assessment kann beispielsweise Wissens- und Persönlichkeitstests enthalten sowie Übungen, die die analytischen oder sozialen Fähigkeiten testen.
  • Online-Auswahltests: Auch einzelne Online-Tests, die beispielsweise die Sprach- oder Rechenkompetenz, die kognitive Leistungsfähigkeit oder den Cultural fit in den Fokus stellen, sind denkbar. Insbesondere bei der Azubi-Auswahl fand in den vergangenen Jahren eine zunehmende Verlagerung von papierbasierten zu webbasierten Tests statt. Bei der Auswahl der Anbieter und Methode sollte sich ein Unternehmen jedoch genau erkundigen, wie aussagekräftig und seriös die Testverfahren sind.
  • Bewerbermanagement-Software: Findet das Recruiting im Zeichen von Social Distancing statt, muss auch der Austausch der Entscheider im Unternehmen auf digitalem Weg erfolgen. Dies ist am besten innerhalb der Bewerbermanagement-Software des Unternehmens möglich: Die Recruiter treffen im System eine Vorauswahl der eingegangenen Bewerbungen und leiten diese an die Fachabteilung weiter. Die Fachvorgesetzten geben ihre Bewertung ab und vermerken, welche Kandidaten zum Jobinterview (per Video) eingeladen werden sollen. Auch die weitere Kommunikation und Abstimmung kann innerhalb des Systems erfolgen.

Best Practices

Seit Beginn der Kontaktbeschränkungen Ende März 2020 haben zahlreiche Unternehmen Remote Recruiting getestet, manche Instrumente und Vorgehensweisen verworfen und andere neu etabliert. Interessant ist der Erfahrungsbericht von Claudia Brandstetter, HR-Manager beim österreichischen Jobportal Karriere.at. Sie berichtet, wie wichtig das richtige Setting (Hintergrund, Licht, technische Ausstattung) ist und dass die Recruiter ihre Moderatorenrolle im Jobinterview schärfen müssen.

Ihr Fazit: Remote Recruiting kann ein persönliches Treffen nicht ersetzen. Aber da es in besonderen Zeiten besondere Lösungen braucht, stellt es eine praktikable Lösung dar, wenn viel Wert auf einen persönlichen Austausch in den Videogesprächen gelegt wird und wenn die Recruiter und Fachvorgesetzten sich ausreichend Zeit für die Kandidaten nehmen.


Herausforderungen von Remote Recruiting Besondere

Herausforderungen beim Recruiting auf Distanz ergeben sich in drei Bereichen:

  • Fehlender Einblick ins Office: Eine Führung durch die Büros, Vorstellung der Kollegen und Besichtigung des Arbeitsplatzes ist nicht möglich. Eine Lösung findet sich in virtuellen Firmenrundgängen oder Videobotschaften der Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz zeigen.
  • Einbindung des Teams: Team-Recruiting ist in vielen Unternehmen zum Standard geworden: Das gesamte Team entscheidet, wer der neue Kollege werden soll. Bei Remote Recruiting ist eine Einbindung des Teams über Videokonferenz-Tools, die eine große Teilnehmerzahl erlauben, machbar. Solche Gespräche erfordern eine gute Moderation durch HR.
  • Onboarding auf Distanz: Die größte Herausforderung liegt im Onboarding, wenn alle Mitarbeiter des Unternehmens im Homeoffice arbeiten. Das Remote Onboarding kann durch eine professionelle Onboarding-Lösung unterstützt werden. So kennt jeder Mitarbeiter seine Aufgaben in der Einarbeitung des „Neuen“ und keine Termine werden verpasst. Zusätzlich sollten virtuelle Teamtreffen und Feedbackrunden mit der Führungskraft erfolgen.

Weitere HR-Begriffe finden Sie in unserem Glossar für das Personalmanagement

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