Früher wurde die Personalabteilung in vielen Unternehmen als reine Verwaltungsabteilung angesehen. Da das Personalwesen nach Porters einflussreicher Wertekette nicht unmittelbar wertschöpfend tätig ist, sondern zu den sogenannten Sekundäraktivitäten zählt, wurde dem Personalwesen teilweise auch nur „sekundäre“ Bedeutung zugemessen. Inzwischen setzt sich jedoch immer mehr das Bewusstsein der strategischen, erfolgskritischen Funktion dieser Querschnittsabteilung durch.
Dazu haben mehrere Entwicklungen beigetragen, denen die Personalarbeit begegnen muss, damit ein Unternehmen (weiterhin) erfolgreich arbeiten kann. So leben wir in Zeiten des Fachkräftemangels. Gleichzeitig ist die Unternehmenswelt einem rasanten Wandel ausgesetzt. Es verkürzen sich Produktlebenszyklen und die Bedeutung des Erfolgsfaktors Wissen für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens steigt immer weiter an. Doch nicht nur Wissen ist gefragt. Sondern Kompetenz, das heißt, das situativ richtige Handeln zur Lösung konkreter Problemstellungen. Während das Wissen der Mitarbeiter noch in gewissen Grenzen gesammelt und kodifiziert und so zumindest teilweise in die organisationale Wissensbasis überführt werden kann, sind Kompetenzen immer an den Mitarbeiter gebunden. Verlässt dieser das Unternehmen, verliert das Unternehmen auch dessen Kompetenzen. Leider werden auch die Mitarbeiter mobiler und wechseln häufiger den Arbeitgeber. Auch dieser Entwicklung müssen Unternehmen begegnen.
Bei Personalfluktuation stehen oft nur die Kosten für die Wiederbesetzung und die Überbrückung der Vakanz im Vordergrund. Mit dem Weggang eines Mitarbeiters verliert das Unternehmen jedoch teilweise über Jahre angesammelte spezifische Problemlösungskompetenzen. Manche betriebswirtschaftliche Ansätze sprechen sogar von einer Verringerung des Unternehmenswerts, da ein Teil des Humankapitals abfließt, der nicht kurzfristig ersetzt werden kann. Selbst wenn schnell ein neuer Kollege gefunden wird, kann es Monate dauern, bis dieser sich das unternehmensspezifische Wissen angeeignet hat und Jahre bis die entsprechenden Kompetenzen aufgebaut sind.
Doch was heißt das nun für die Personalabteilung und den Kern strategischer Personalarbeit?
Der Trend, dass Mitarbeiter ihren Arbeitgeber häufiger wechseln als früher, ist ja Fakt und für ein Unternehmen nicht einfach umkehrbar.
Es stellt sich also die Frage: Wie können Unternehmen die Personalfluktuation verringern und andererseits den Aufbau von in der heutigen Zeit so unternehmenskritischen Kompetenzen bei neuen und bestehenden Mitarbeitern fördern? Wie werden Talente erkannt und systematisch weiterentwickelt, um ihnen im eigenen Unternehmen Perspektiven bieten zu können? Außerdem zu binden und ihre Potentiale optimal für das Unternehmen zu nutzen?
Auch heute noch gelingt es manchen Unternehmen, sogar in der volatilen Softwarebranche, Mitarbeiter langfristig zu binden. Ein Beispiel ist die perbit Software GmbH selbst, die seit ihrer Gründung sowohl eine hohe Personalstabilität als auch ein kontinuierliches Wachstum verzeichnen konnte. Daraus entsteht ein Schatz an Erfahrung, Know How und Kompetenz, der eine echte Unternehmensressource darstellt und auch für die Kunden einen echten Mehrwert schafft.
In der Beantwortung dieser Fragen liegt meiner Ansicht nach in der heutigen Zeit der Kern strategischer Personalarbeit.
Neben dem Gehalt und privaten Umständen sind vor allem mangelnde Wertschätzung und der Wunsch nach neuen Herausforderungen die Gründe, warum Arbeitnehmer sich einen neuen Arbeitgeber suchen. Während beim Gehalt je nach Unternehmenssituation teilweise wenig Spielraum besteht, haben Unternehmen in Bezug auf die beiden anderen Punkte jedoch große Gestaltungsspielräume. In den nächsten beiden Beiträgen möchte ich daher auf diese beiden Punkte detailliert eingehen. Zunächst wird es darum gehen, was die Personalabteilung tun kann, damit sich Mitarbeiter von ihrem Unternehmen wertgeschätzt fühlen. Den Abschluss der Reihe bildet dann ein Beitrag zum Thema Personalentwicklung. Vor allem unter dem Gesichtspunkt der Eröffnung interner Perspektiven und der optimalen Nutzung vorhandener Potentiale.