Betriebliches Gesundheitsmanagement

HR-Wissen für die Praxis

Betriebliches Gesundheitsmanagement

Inhaltsverzeichnis

  • Was ist betriebliches Gesundheitsmanagement?
  • Gesetzliche Grundlagen für BGM
  • Förderung und Zuschüsse, Kosten und Nutzen
  • Gefährdungsbeurteilung als Basis von BGM
  • Ziele im BGM
  • Konzept für ein BGM
  • Maßnahmen im betrieblichen Gesundheitsmanagement
  • Weitere Informationen


Was ist betriebliches Gesundheitsmanagement?

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) hat zum Ziel, ein gesundheitsförderliches Umfeld für die Beschäftigten im Unternehmen zu schaffen sowie ihre Arbeits- und Leistungsfähigkeit zu erhalten beziehungsweise zu steigern. Wichtige Aspekte des betrieblichen Gesundheitsmanagements sind die Prävention arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren und die Reduzierung der Krankheitstage.


Gesetzliche Grundlagen für BGM

Die gesetzlichen Regelungen bilden den Handlungsrahmen für das BGM. So beschreibt das Arbeitsschutzgesetz die Durchführung von Maßnahmen zur Sicherheit und dem Gesundheitsschutz der Beschäftigten. Das Arbeitszeitgesetzt regelt Arbeits-, Pausen- und Erholungszeiten im Betrieb. Die Arbeitsstättenverordnung enthält sicherheitstechnische, arbeitsmedizinische und Hygiene-Verordnungen für die Einrichtung und den Betrieb von Arbeitsstätten. Neu ist der SARS-CoV-2 Arbeitsschutzstandard, der Maßnahmen für den betrieblichen Infektionsschutz vorsieht.

Während die gesetzlichen Rahmenbedingungen eine und die Vorgaben zum betrieblichen Eingliederungsmanagement die zweite Säule des BEM erfüllen, stellt die betriebliche Gesundheitsförderung die dritte Säule dar. Sie beinhaltet freiwillige Leistungen des Arbeitgebers, die in manchen Fällen von Krankenkassen unterstützt oder staatlich gefördert werden.


Förderung und Zuschüsse, Kosten und Nutzen

Zu den staatlichen Unterstützungen zählt der Freibetrag für steuerfreie Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung, der Anfang 2020 auf 600 Euro erhöht wurde. Das heißt, bis zu diesem Wert können Arbeitgeber ihren Arbeitnehmern Maßnahmen zur Bewegungsförderung, gesunden Ernährung, Suchtmittelvermeidung und Stressbewältigung bezahlen, ohne dass darauf Lohnsteuer anfällt. Die Maßnahmen müssen allerdings gemäß §20 SGB V zertifiziert sein.

Der Aufwand für BGM-Maßnahmen rechnet sich, denn die Aufwendungen, die Unternehmen für erkrankte Mitarbeiter tragen müssen, erhöhen sich von Jahr zu Jahr. 2018 haben die Arbeitgeber in Deutschland laut einer Erhebung des Instituts der Deutschen Wirtschaft knapp 62 Milliarden Euro für die Entgeltfortzahlung und Sozialversicherungsbeiträge im Krankheitsfall gezahlt.
 

Gefährdungsbeurteilung als Basis von BGM

Die Basis für ein systematisches und erfolgreiches Sicherheits- und Gesundheitsmanagement ist die Gefährdungsbeurteilung. Sie beschreibt den Prozess, bei dem alle relevanten Gefährdungen der Beschäftigten – von physischen Gefährdungen bis psychischer Belastung – ermittelt und bewertet werden. Anschließend erfolgt das Erarbeiten eines Maßnahmenkatalogs, damit das wichtigste Ziel von BGM – Gefährdungen bei der Arbeit frühzeitig zu erkennen und diesen präventiv entgegenzuwirken – umgesetzt werden kann.


Ziele im BGM

Die Gesundheitsvorsorge ist nicht das alleinige Ziel von BGM. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Erhaltung der Motivation und Leistungsfähigkeit innerhalb der Belegschaft. Zudem wirkt sich BGM positiv auf das Arbeitsklima und die Mitarbeiterbindung aus: Die Beschäftigten erkennen, dass der Arbeitgeber sie wertschätzt, und fühlen sich stärker mit dem Unternehmen verbunden. Setzt sich ein Unternehmen für das Thema Corporate Health ein, hat dies darüber hinaus positive Effekte auf die Arbeitgeberattraktivität und kann für das Employer Branding genutzt werden.

Insbesondere in Krisenzeiten stellt BGM einen zentralen Faktor dar, um ein Unternehmen erfolgreich zu halten und zukunftsfest aufzustellen. Das belegt die Arbeitgeberstudie #whatsnext2020 von der Techniker Krankenkasse, dem Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung und Haufe: Über 80 Prozent der befragten Unternehmen erklären, dass ein umfassendes BGM in wirtschaftlichen Krisenzeiten wichtiger denn je ist oder zumindest eine gleichbleibende Bedeutung hat.


Konzept für ein BGM

Um ein effektives BGM-Konzept zu erstellen, sollten Unternehmen mit einer Situationsbeschreibung anfangen, die den Status Quo in den drei Handlungsfeldern Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, betriebliches Eingliederungsmanagement und betriebliche Gesundheitsförderung erhebt. Im Folgenden gilt es, die Zielgruppen im Betrieb zu analysieren, die verfügbaren Ressourcen zu beschreiben und die Ziele der betrieblichen Gesundheitsförderung zu definieren. 

Auf Basis der definierten Ziele werden die Handlungsschwerpunkte festgelegt, anhand derer im Folgenden ein Maßnahmenset entwickelt wird. Je nachdem, welche Zielgruppen ermittelt wurden, sollten spezifische BGM-Maßnahmen für ältere und für jüngere Mitarbeiter angeboten werden. Aufgrund des demografischen Wandels ist es wichtig, die Arbeits- und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten auch im zunehmenden Alter zu erhalten.


Maßnahmen im betrieblichen Gesundheitsmanagement

Bei der Einführung eines BGM sollte das Unternehmen seinen Mitarbeitern einen Maßnahmenkatalog zur Verfügung stellen, aus dem sie die für sie geeigneten Angebote auswählen können. Acht Beispiele für wirkungsvolle BGM-Maßnahmen:

  • Gesundheitstag mit Vorträgen und Workshops zu Stressmanagement und Ernährung
  • Selbstorganisierte Sportgruppen, zum Beispiel Lauftreffs
  • Gesunde Snacks mit frischem Obst und Gemüse
  • Angebote von Gesundheitskursen wie Pilates oder Yoga
  • Aktive Mittagspausen mit professionellem Trainer
  • Kooperationen mit Fitnessstudios oder Sportvereinen
  • Kurse zur Stressbewältigung, Entspannung, rückengerechtem Sitzen
  • Schulungen der Führungskräfte zu gesundem Führen


Die angebotenen Maßnahmen sollten regelmäßig evaluiert und bei Bedarf angepasst werden. Als aussagekräftige Kennzahlen für das BGM gelten die krankheitsbedingten Fehltage, die Fluktuationsrate und die Produktivität der Mitarbeiter. Eine Mitarbeiterbefragung kann Aufschluss über die Wirksamkeit der einzelnen Maßnahmen und die Zufriedenheit der Beschäftigten geben.


Weitere Informationen

Das betriebliche Gesundheitsmanagement stellt nicht nur eine wichtige Aufgabe für den Personalbereich eines Unternehmens dar, es bietet auch interessante Betätigungsfelder für HR-Profis, die neue Jobperspektiven suchen. Ein Beispiel ist der betrieblicher Gesundheitsmanager. Seine Aufgaben reichen von der Koordination und Evaluierung betrieblicher Maßnahmen bis hin zur aktiven Ansprache von Mitarbeitern an ihren Arbeitsplätzen.

Gesundheitsmanager arbeiten häufig auch im Auftrag von Krankenkassen und beraten Unternehmen bei der Einführung von gesundheitsfördernden und -erhaltenden Maßnahmen.  

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