Eine Stellenanzeige zu schalten und danach auf die eingehenden Bewerbungen zu warten, führt heute nur noch bei wenigen Berufsprofilen zum Erfolg. Arbeitgeber sollten daher unterschiedliche Wege zur Mitarbeitersuche kennen und bedarfsgerecht einsetzen. Wir geben einen Überblick über die sieben wichtigsten Recruiting-Kanäle.
Vielfalt im Recruiting wird immer wichtiger. Das belegen aktuelle Zahlen aus der Studie „Recruiting Trends 2017“ von Kienbaum und dem Staufenbiel Institut. Laut Studie ist mehr als die Hälfte der Unternehmen bereits vom Fachkräftemangel betroffen. Auch der Blick in die Zukunft ist pessimistisch: 59 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass der Fachkräftemangel weiter steigt. 37 Prozent sagen, dass er zumindest gleich bleibt. Für Unternehmen mit Mitarbeiterbedarf heißt das: Sie müssen dringend neue Wege gehen, um auch in Zukunft ihre offenen Stellen besetzen zu können.
Die am meisten genutzten Recruiting-Kanäle
Heute setzen die meisten Arbeitgeber Online-Stellenanzeigen ein, um neue Mitarbeiter zu finden, gefolgt von Ausschreibungen auf der eigenen Karriere-Webseite und Auftritten auf Karriere-Events und Messen. Mitarbeiterempfehlungsprogramme, Recruiting über soziale Medien oder den eigenen Talentpool, Active Sourcing oder Print-Stellenanzeigen kommen deutlich seltener zum Einsatz. Nicht abgefragt in der Studie wurde ein Recruiting-Kanal, der von den Bewerbern immer stärker nachgefragt wird: Mobile Recruiting.
Um den Recruiting-Erfolg zu verbessern, empfiehlt es sich für Arbeitgeber, je nach avisierter Zielgruppe einen Mix aus den am besten passenden Recruiting-Kanälen einzusetzen. Es müssen nicht alle Kanäle gleichzeitig bespielt werden. Besser ist es, wenn Sie sich bei jeder Vakanz auf diejenigen Kanäle fokussieren, die von der Zielgruppe am häufigsten genutzt werden. Aufschluss über deren Nutzungsverhalten geben aktuelle Studien/Umfragen oder Recruiting-Kennzahlen, die Unternehmen über ihr Bewerbermanagementsystem erheben können.
Die wichtigsten Recruiting-Kanäle im Überblick:
Online-Anzeigen: Seit ihrem Start in den 1990er Jahren haben Online-Stellenanzeigen rasch ihre Bedeutung für die Mitarbeitergewinnung gesteigert und bald Stellenanzeigen in Printmedien überholt. Wichtig ist eine kluge Auswahl der Online-Portale, in denen die Anzeigen veröffentlicht werden. Es empfiehlt sich, zusätzlich zu einer generalistischen Jobbörse ein oder mehrere Zielgruppenportale einzusetzen. Ein modernes Bewerbermanagementsystem liefert Aufschluss darüber, welche Portale bei welcher Zielgruppe erfolgreich waren.
Karriere-Webseite: Mit einer gut strukturierten Karriere-Webseite, die alle aktuellen Stellenangebote enthält sowie Informationen zur Firmenkultur und zum Bewerbungsverfahren bietet, können Arbeitgeber zahlreiche Bewerbungen generieren. Wichtig ist, dass die Webseite mobil-optimiert ist und dass sie eine unkomplizierte Online-Bewerbungsmöglichkeit bereitstellt. Ideal sind CV-Parsing-Funktionen oder Schnittstellen zu Xing oder LinkedIn, die das Ausfüllen des Online-Formulars erleichtern.
Recruiting-Messen: Schüler, Studierende und Hochschulabsolventen nutzen häufig Recruiting-Events, um sich über Ausbildungsberufe beziehungsweise Traineeprogramme und Einstiegsmöglichkeiten zu informieren. Es gibt regionale und überregionale Veranstaltungen sowie solche, die sich an bestimmte Berufsgruppen richten. Unternehmen können Kontakte, die sie dort knüpfen, nutzen, um einen eigenen Talentpool aufzubauen.
Mitarbeiterempfehlungen: Mitarbeiterempfehlungsprogramme oder neudeutsch „Recruit a Friend“-Programme können sehr erfolgreich sein, um neue Kräfte zu finden, die gut zur Unternehmenskultur passen. Denn diese wurden von den Mitarbeitern, die sie empfehlen, bereits vorausgewählt und kennen das Unternehmen meist schon aus Erzählungen. Damit ein Empfehlungsprogramm gut funktioniert, muss es regelmäßig kommuniziert werden und eine adäquate Belohnung für die Empfehler bieten.
Soziale Netzwerke: Soziale Medien bieten viele Möglichkeiten, das Unternehmen bei potenziellen Kandidaten bekannt zu machen und Stellenanzeigen zielgenau an bestimmte Personengruppen auszusenden. Hierfür haben nicht nur die Business-Netzwerke Xing und LinkedIn, sondern auch die vornehmlich privat genutzten Netzwerke wie Facebook zahlreiche Angebote für Unternehmen entwickelt. Auch Google steigt in die Jobsuche ein und bietet sicherlich bald Produkte für Arbeitgeber an. Social Media können natürlich auch für die proaktive Suche nach passenden Kandidaten (Active Sourcing) eingesetzt werden.
Print-Stellenanzeigen: Bei bestimmten Zielgruppen – etwa bei Schülern auf Ausbildungsplatzsuche und der wichtigen Sekundärzielgruppe Eltern und Lehrer – bringen Stellenanzeigen in Printmedien weiterhin gute Recruiting-Erfolge. Ähnlich ist die Situation bei Experten und Fachkräften in fester Anstellung, die nicht aktiv nach einer neuen Stelle suchen. Wer die Tageszeitung oder eine Fachzeitschrift durchblättert, bleibt möglicherweise an einer interessanten Stellenanzeige hängen.
Mobile Recruiting: Nicht nur die immens steigenden Nutzerzahlen des mobilen Internet, sondern zahlreiche weitere Argumente sprechen dafür, den Bewerbungsprozess so zu gestalten, dass er durchgehend – von der Sichtung der Stellenanzeige bis zur Bewerbung – mit mobilen Endgeräten möglich ist. So ergab die „StepStone-Trendstudie 2016“, dass 41 Prozent der Fachkräfte in Deutschland von einer Bewerbung absehen, wenn der Prozess zu kompliziert ist. Eine bequeme Möglichkeit für mobile Bewerbungen stellt eine Login-Schnittstelle im Bewerbungsformular dar. Diese erlaubt es Bewerbern, die benötigten Daten direkt aus ihrem Xing- oder LinkedIn-Profil zu importieren. Ähnlich funktioniert CV-Parsing, das die benötigten Daten aus einem PDF-Lebenslauf ausliest. Beide Funktionen sollte das Bewerbermanagementsystem des Unternehmens bereitstellen.
Recruiting-Kanäle
85% Online-Anzeigen
79% Eigene Karriere-Webseite
71% Karriere-Events und Messen
60% Mitarbeiter werben Mitarbeiter
52% Postings in sozialen Netzwerken
50% Eigener Talentpool
49% Active Sourcing
40% Print-Stellenanzeigen
(Mehrfachnennung möglich)
Quelle: Staufenbiel Institut, Kienbaum: „Recruiting Trends 2017“