Viele Start-ups beschäftigen einen Feelgood Manager, der für das Wohlergehen der Mitarbeiter sorgt und den Gemeinschaftsgeist hochhält. Der Feelgood Manager organisiert Firmenevents und hat ein offenes Ohr für die Probleme der Beschäftigten. Aber braucht es das wirklich? Nein. Ein Unternehmen mit gesunder Kultur sollte ohne Feelgood Manager auskommen.
Was ist Feelgood Management?
Das Staufenbiel Institut hat die Tätigkeit von Nicole Jamm, Feelgood Managerin in einem Beratungsunternehmen, aufgezeichnet: Als erste Aufgabe stellte sie das Arbeitsumfeld um – weg vom klassischen Einzelbüro hin zu offenen Räumen. Damit hat sich die Kommunikation verändert und die Kollegen sprechen wieder häufiger miteinander. Darüber hinaus veranstaltet Nicole Jamm viele Events wie Kochen, Sportveranstaltungen oder gemeinsames Grillen. Und sie fungiert als Ansprechpartner bei beruflichen und privaten Sorgen.
Feelgood Management soll einen werteorientierten Führungsstil im Unternehmen etablieren, die Unternehmenskultur nachhaltig positiv beeinflussen und Konflikte im Arbeitsalltag minimieren. Das wirkt nach innen wie nach außen: Ein gewünschter Nebeneffekt von Feelgood Management ist die bessere Wahrnehmung des Unternehmens als attraktiver Arbeitgeber.
Unternehmenskultur? Brauche ich das überhaupt?
Was ist eigentlich Unternehmenskultur? Die Corporate Culture, wie sie auch genannt wird, äußert sich schon in Kleinigkeiten: Wie sich die Mitarbeiter morgens begrüßen, wie sie miteinander kommunizieren und wie sie mit Kunden umgehen – all das ist Bestandteil der Unternehmenskultur. Auch der Umgang mit Fehlern, die Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen hinweg und das Vertrauen, das die Geschäftsleitung den Mitarbeitern gegenüber ausspricht, prägen die jeweilige Kultur. Auch die Unternehmenswerte und die Unternehmensphilosophie tragen zur Kultur bei.
Es stellt sich also nicht die Frage, ob ein Betrieb überhaupt eine Unternehmenskultur braucht, denn diese ist per se vorhanden. Die Frage ist allerdings, ob es die richtige ist. In Zeiten von Digitalisierung und Agilität geht es zusätzlich darum, die bestehende Corporate Culture in eine gewünschte Richtung zu lenken. Um einen tiefgreifenden Kulturwandel zu bewirken, ist ein erheblicher Aufwand innerhalb der Organisationsentwicklung vonnöten.
Konsequenzen der Corporate Culture
Die Corporate Culture hat nicht nur atmosphärische Auswirkungen, zum Beispiel:
- Wie gern kommen die Beschäftigten ins Büro?
- Wie gut fühlen sich die Kunden verstanden?
- Wie beliebt ist das Unternehmen als Arbeitgeber?
Sondern die Unternehmenskultur zieht auch handfeste betriebswirtschaftliche Folgen mit sich, das äußert sich beispielsweise in folgenden Kennzahlen:
- Engagement Index
- Kundenzufriedenheit und -loyalität
- quantitativer und qualitativer Bewerbungseingang
Eine gute Unternehmenskultur stellt also in vielen Bereichen einen Wettbewerbsvorteil für das Unternehmen dar.
Organisationsentwicklung: Kulturwandel anstoßen, Betriebsklima verbessern
Grundlegend gilt: Unternehmenskultur ist Chefsache. Überlassen Sie die Kulturgestaltung keinem Beratungsunternehmen, sondern prägen Sie diese selbst mit Ihrer Haltung und Ihren Taten.
So können Sie in Ihrem Unternehmen den Kulturwandel anstoßen und das Betriebsklima verbessern: Werden Sie sich zunächst klar darüber, wie die gewünschte Corporate Culture aussehen soll. Kommunizieren Sie Ihre Vision klar und verständlich im Unternehmen und beziehen Sie frühzeitig alle Mitarbeiter mit ein. Entwickeln Sie mit Ihrem Team geeignete Maßnahmen und stellen Sie sicher, dass diese auch umgesetzt werden. Die einzelnen Maßnahmen sind je nach Unternehmen verschieden. Sie können von kleinen Aktionen wie einem monatlichen After-Work-Event bis zu einer vollständigen Neugestaltung der Feedbackkultur reichen. Wichtig ist, dass alles möglichst transparent ist und dass Sie stets ein offenes Ohr für das Feedback Ihrer Mitarbeiter haben.
Zusammengefasst ergeben sich fünf gute Gründe, weshalb Ihr Unternehmen ohne Feelgood Manager auskommt:
- Eins: Unternehmenskultur ist Chefsache und sollte nicht delegiert werden.
- Zwei: In einer guten Unternehmenskultur kommen die Mitarbeiter gern und motiviert zur Arbeit – auch ohne gemeinsame Koch-Events und Tischkicker-Turnier.
- Drei: Eine gute Unternehmenskultur ist durch offene Kommunikation geprägt und benötigt keine Person, die als Sprachrohr zwischen Mitarbeitern und Unternehmensleitung fungiert.
- Vier: Firmenevents allein können eine Unternehmenskultur nicht verbessern.
- Fünf: Das physische und psychische Wohlbefinden der Mitarbeiter wird weniger durch Sport- oder Yoga-Pausen gefördert, sondern eher durch flexible, selbstbestimmte Arbeitsformen.
Fazit: Corporate Happiness ohne Feelgood Manager
Insbesondere in jungen, schnell wachsenden Unternehmen sind Feelgood Manager im Einsatz, die das Arbeitsumfeld und die Kultur positiv beeinflussen sollen. Doch ein Unternehmen, das über eine gesunde Coroprate Culture verfügt, sollte keine Person benötigen, die als Sprachrohr zwischen Mitarbeitern und Geschäftsführung fungiert und das Arbeitsklima verbessert. Vielmehr sollte die Gestaltung, die Weiterentwicklung der Unternehmenskultur und des Personalmanagements Chefsache sein und bleiben.