Punkt.
Ein Gespräch mit Julia Eschbach (Senior Sales Consultant) und Kevin Friesen (Sales Consultant) über Klartext, Kennzahlen und das Ende von Kuschel-HR.
Geführt von Nathalie Visser, Marketing Managerin bei perbit.
Nathalie: Julia, Kevin, schön, dass ihr euch Zeit nehmt. Wir starten direkt mit einer provokanten Frage: „HR ist Feelgood“ – was geht euch durch den Kopf, wenn ihr das hört?
Julia: „Feelgood“ ist ein plakatives Stichwort, das in vielen Köpfen mit HR verbunden ist. Aber HR ist natürlich weit mehr als Benefits, BGM oder Mitarbeiter-Events. Der Kern von HR ist strategisch, rechtlich, analytisch und entwicklungsorientiert.
Kevin: Ich sehe das ähnlich. Natürlich ist Wohlfühlatmosphäre wichtig, aber wenn HR nicht funktioniert, dann spürt man das im ganzen Unternehmen: hohe Fluktuation, langsame Einstellungen, unzufriedene Teams. HR bewegt sich immer zwischen Feelgood und Business
Nathalie: Warum hält sich eurer Meinung nach das Bild der „Wohlfühlabteilung“ trotzdem so hartnäckig?
Julia: Weil HR jahrzehntelang vor allem als Personalverwaltung wahrgenommen wurde – Verträge, Abrechnung, Papierkram. Später kam das Thema „Feelgood“ dazu, weil es sichtbar ist und nach außen gut wirkt. Dadurch überlagert es aber bis heute die wirklich strategischen Themen.
Nathalie: Lasst uns konkret werden: Was heißt für euch „HR ist Business“?
Julia: HR ist Kern und aktiver Gestalter eines Unternehmens. Entscheidungen im HR-Bereich – Recruiting, Mitarbeiterentwicklung, Organisationsdesign – haben direkte wirtschaftliche Auswirkungen.
Kevin: Für mich zeigt sich das in Zahlen. Nehmen wir KPIs wie Time-to-Hire, Cost-per-Hire, Fluktuationsquote oder Krankheitsquote. Wenn HR durch ein gutes Onboarding 20 % weniger Fluktuation erreicht, dann ist das kein Wohlfühlfaktor, sondern harte Wirtschaftlichkeit.
Nathalie: Viele HR-Abteilungen tun sich mit Daten und KPIs aber noch schwer. Woran liegt das?
Kevin: Weil HR zu lange als Verwaltungseinheit galt. Daten waren ein „Nice-to-have“. Heute sind sie ein Muss. Aber du kannst keine sauberen Reports fahren, wenn Excel dein zentrales System ist. Erst mit Technologie und Automatisierung wird HR datengetrieben und dadurch strategisch.
Julia: Genau. Zahlen, Daten, Fakten helfen HR, auf Augenhöhe mit Finance oder Sales zu sprechen. Sobald HR seine Ziele an die Unternehmensziele koppelt, entsteht echter Business-Impact.
Nathalie: Technologie und Automatisierung habt ihr schon angesprochen. Welche Rolle spielt das konkret?
Kevin: Eine entscheidende. Wenn 80 % deiner Zeit in Outlook und Wiedervorlagen stecken, bleibt keine Energie für Strategie. Automatisierung schafft Raum für echte Personalarbeit. Und sie ermöglicht Dashboard-Transparenz: Plötzlich werden Entscheidungen faktenbasiert und nicht aus dem Bauch getroffen.
Julia: Und genau dann kann HR zeigen, welchen Beitrag es zum Unternehmenserfolg leistet und wird automatisch ernster genommen.
Nathalie: Julia, gab es in deiner Laufbahn einen Moment, in dem dir klar wurde: HR entscheidet über Unternehmenserfolg?
Julia: Ehrlich gesagt viele. Ein Unternehmen funktioniert nur, wenn die richtigen Menschen, mit den richtigen Kompetenzen am richtigen Ort zusammenarbeiten. HR sorgt durch Recruiting, Entwicklung und Kulturarbeit dafür, dass diese Kombination stimmt und das ist am Ende der Erfolgsfaktor Nummer eins.
Nathalie: Zum Abschluss: Euer Tipp an HR-Abteilungen, die raus aus der Kuschelecke wollen?
Julia: Traut euch, unbequeme Fragen zu stellen, denkt strategisch und gestaltet aktiv mit.
Kevin: Zeigt Wirkung, nicht Aufwand. Ihr verwaltet keine Menschen, sondern ihre Entwicklung. Wenn ihr das ernst nehmt, müsst ihr auch wie ein Business handeln.
Dieses Gespräch zeigt klar:
HR ist kein Feelgood-Programm. HR ist Business, Strategie und Zukunftsgestaltung. Wer HR auf Wohlfühlthemen reduziert, verschenkt enormes Potenzial – für die Mitarbeitenden und das gesamte Unternehmen.